Die nach wie vor noch angespannte Corona-Lage und der anhaltende Ukraine-Krieg sorgen weiterhin für erhebliche Störungen in den Lieferketten und Preissteigerungen bei Energie, Rohstoffen und Material. Es verwundert daher nicht, dass der ifo-Geschäftsklimaindex im März 2022 auf 90,8 Punkte gefallen ist (nach 98,5 Punkte im Februar). Die Sorgen in deutschen Unternehmen, die aber international immer noch gut aufgestellt sind und im Februar unerwartet gute Exportgeschäfte gemacht haben, nehmen zu. Das ist sonst noch wichtig:
- Die Erzeugerpreise sind in Deutschland weiter im Aufwind. Sie stiegen im Februar 2022 um durchschnittlich 25,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Darin noch nicht enthalten sind die zu erwartenden Anstiegseffekte in Folge des Ukraine-Krieges. Die Erzeugerpreise gelten als Frühindikatoren für den Verbraucherpreisindex.
- Negative Effekte auf den globalen Warenverkehr und die Containerpreise, die wieder einen Preis von über 14.000 US-Dollar für den Standardcontainer für die Strecke China-Rotterdam erreicht haben, dürften sich in den nächsten Wochen auch wieder durch die chinesische Null-Covid-Strategie und die Hafenstreiks in den USA ergeben. In der für den Welthandel besonders wichtigen Hafenstadt Shanghai stauen sich wegen des Corona-Lockdowns die Schiffe. Das dürfte auch für den Hamburger Hafen Folgen haben. Für die wichtigsten 29 Häfen entlang der US-Westküste besteht zusätzlich Streikgefahr.
- Nach der März-Umfrage des ifo-Instituts klagen 80,2 Prozent der Unternehmen über Lieferengpässe. Im Februar waren es nur 74,6 Prozent. In den deutschen Schlüsselindustrien Automobil, Maschinenbau und Elektro sind es im März sogar 90 Prozent.
- Der Ukraine-Konflikt lässt nicht nur die Energiepreise vor allem für deutsche Unternehmen und Verbraucher bedrohlich steigen: gegenüber dem Vorjahresmonat + 129,5 % für importierte Energie und + 22,5 % für Energie für Privathaushalte. Er führt auch zu einem Ausfall von einem beträchtlichen Anteil von Weizen und Düngemitteln am Welthandel, der sich vor allem im Nahen Osten zu einer veritablen Lebensmittelkrise ausweiten könnte. Die Regierung sucht derzeit nach Möglichkeiten, neue Beschaffungsquellen für Gas und Öl zu erschließen.
- Mit der Ankündigung von Russlands Präsidenten Putin, Gas und Öl demnächst nur noch gegen Zahlung in Rubel zu verkaufen, könnte eine weitere „Entdollarisierung“ im Welthandel eingeläutet worden sein. Auch das wirtschaftliche Zusammenrücken von Russland und China sowie der Länder in der von Russland dominierten Eurasischen Wirtschaftsunion (EAU) dürften diesen Trend verstärken.
- Die Neuverschuldung in Deutschland erklimmt derweil neue, bislang nicht für möglich gehaltene Höhen. Bundesfinanzminister Christian Lindner plant für 2022 mit einer Nettoneuverschuldung von über 250 Mrd. Euro, die sich aus 99,7 Mrd. für den normalen Bundeshaushalt und über 150 Mrd. Euro für einen Ergänzungshaushalt und ein sogenanntes Sondervermögen von 100 Mrd. Euro für die Stärkung der Bundeswehr zusammensetzt.
- Nachdem bereits die Renten in Westdeutschland um 5,35 Prozent und in Ostdeutschland um 6,21 Prozent angepasst werden, dürften auf die mittelständischen Unternehmen in den nächsten Monaten weitere Lohnsteigerungen zukommen. Die Gewerkschaften laufen sich bereits warm.
- Eine Umfrage des deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 4.300 Unternehmen hat ergeben, dass die Unternehmen im vergangenen Jahr zwar ihre Digitalisierungsanstrengungen verstärkt haben, doch der große Sprung ist ausgeblieben. Künstliche Intelligenz, Roboter, Prozessautomatisierung und E-Commerce werden als wichtig erachtet, allerdings ist Digitalisierung ein Langzeitprojekt.
- Es gibt aber auch noch gute Nachrichten. Der deutsche Außenhandel hat im Februar 2022 aufgrund der guten Geschäfte innerhalb der EU wieder zugelegt. Die deutschen Exporte wuchsen um 6,4 Prozent im Vergleich zum Vormonat und erreichten mit 127,7 Milliarden Euro ein Rekordniveau, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Allerdings dürften die Sanktionen und Exportbeschränkungen gegen Russland ab den März-Zahlen genauer sichtbar werden.
Die Bundesregierung hat am 08.04.2022 verkündet, ein Maßnahmenpaket für Unternehmen zu schnüren, um sie vor den wirtschaftlichen Folgen des Ukraine-Krieges zu schützen. Ähnlich wie bei den Corona-Hilfen könnte es ein Kreditprogramm über die staatliche Förderbank KfW geben.
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